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Blizzard und das liebe Geld: Geiz ist halt nicht immer geil - Kolumne 

Monatliches Abo, Ingame-Shop, teure Dienstleistungen, abgespeckte Collector's Edition, Mikrotransaktionen - bei Blizzard steht der Faktor Geld immer öfter im Vordergrund. Eine unschöne Entwicklung, findet unser Redakteur Karsten. Mit Warcraft 4, Diablo 4 und Classic-WoW könnten sie es besser machen! Die Chancen dafür stehen jedoch eher schlecht ...

Blizzard und das liebe Geld: Geiz ist halt nicht immer geil - Kolumne 
Quelle: Blizzard
Karsten Scholz

Für mich war Blizzard eigentlich immer schon ein ganz besonderes Unternehmen. Ein Studio, das irgendwie näher an der Spielerbasis dran war, als andere. Mit Designern, die nicht nur ihre Arbeit lieben und mit ihren Produkten eine größtmögliche Qualität abliefern wollen, sondern die auch ein Gamer-Herz in der Brust schlagen haben. Welche von uns, die Spiele für die Spieler und nicht für das eigene Portemonnaie entwickeln. Der ständige Kontakt zur Community in den Foren und auf Twitter, Facebook und Co, die jährliche Blizzcon, die regelmäßigen Interviews, die kleinen Geschenke der Community Manager - all das nährt seit Jahren meinen positiven Eindruck von Blizzard.

Doch die Fassade bröckelt. Ich will nicht sagen, dass es der böse Einfluss von Activision ist, der langsam aber sicher auf Blizzard abfärbt. Dennoch habe ich immer häufiger das Gefühl, dass sich die Verantwortlichen in Kalifornien gegen ihre Community und für ihren Geldbeutel entscheiden. Und ich meine hier nicht die Art von Entscheidung, die Jobs kosten und Studios in Gefahr bringen kann. Blizzard bricht in jedem Finanzquartal neue Rekorde. Sie würden bei all den folgenden Beispielen einfach nur nicht das Maximum an Geld aus uns herauskitzeln, aber immer noch dicke Gewinne einfahren, wenn sie im Sinne der Spieler handeln würden.

Beispiel 1: Collector's Edition für Battle for Azeroth

Stolze 99,99 Euro soll sie kosten, die physische Sammleredition der kommenden WoW-Erweiterung Battle for Azeroth. Das sind satte 20 Euro mehr, als wir für das Legion-Pendant zahlen mussten. Bemerkenswert ist der neue Preis vor allem, weil er nicht durch mehr physische Inhalte gerechtfertigt wird. Den Soundtrack gibt es nur noch digital, das Artbook wurde durch ein (sicherlich gut geschriebenes und sehr umfangreiches) Wendebuch ersetzt und statt des Mousepads gibt es ein doppelseitiges Fraktionswappen.
Stolze 99,99 Euro soll sie kosten, die <a href='www.buffed.de/World-of-Warcraft-Spiel-42971/News/Collectors-Edition-Battle-for-Azeroth-Preis-Inhalte-Vorbestellung-1253814/'>physische Sammleredition der kommenden WoW-Erweiterung Battle for Azeroth</a>. Das sind satte 20 Euro mehr, als wir für das Legion-Pendant zahlen mussten. Quelle: Blizzard Stolze 99,99 Euro soll sie kosten, die physische Sammleredition der kommenden WoW-Erweiterung Battle for Azeroth. Das sind satte 20 Euro mehr, als wir für das Legion-Pendant zahlen mussten. Ich selbst bin zwar nicht der große CE-Sammler, kenne aber zumindest einige WoW-Fans, die sich seit The Burning Crusade auf den Kauf jeder neuen Sammlerbox freuen, die von den fassbaren Inhalten der BfA-Packung nun jedoch enttäuscht sind. Wer aus meiner Filterblase dennoch vorbestellt hat (und das waren trotz des höheren Preises fast alle WoW-Verrückten), wollte einfach keine Lücke in seinem Regal aufmachen. Die Sammlerstücke werden im Laufe der Zeit schließlich nicht günstiger ...

Beispiel 2: Das Komplettpaket WoW

Seit 2005 zahlen wir nun schon brav unsere monatliche Abo-Gebühr für WoW. In Kombination mit dem Kaufpreis für das Hauptspiel und sämtliche Erweiterungen, die Dienstleistungen sowie etwaige Shop-Käufe haben die meisten langjährigen WoW-Fans (zu denen auch ich gehöre) bereits einen Kleinwagen nach Kalifornien überwiesen.

Doch statt nach all der Zeit mal die Zügel etwas locker zu lassen und vielleicht die Abo-Gebühr leicht zu senken, allen Veteranen zum Jubiläum einen Freimonat zu verpassen oder jedem Account einen kostenlosen Server-, Fraktions-, Volks- oder wasauchimmer-Wechsel zu schenken, wurde letztes Jahr der Preis vieler WoW-Dienste erhöht. Ein Umstand, der in Kombination mit der vor kurzem vorgenommenen Änderungen am "Werbt einen Freund"-Programm sowie der frisch implementierten Level-Skalierung ein Geschmäckle hat. Nicht wenige Spieler vermuten, dass Blizzard uns auf die Art häufiger dazu bringen will, 60 Euro für die Charakteraufwertung zu löhnen.

Beispiel 3: Keine Mikrotransaktionen, keine Liebe

Ist es euch auch schon aufgefallen, dass World of Warcraft, Hearthstone, Overwatch, Heroes of the Storm und selbst Starcraft 2 regelmäßig Inhalts-Updates erhalten, das Hack&Slay-Abenteuer Diablo 3 jedoch nur noch verwaltet wird? Der Grund liegt mit Blick auf meine Ausgangsthese auf der Hand: Das Auktionshaus hat nicht funktioniert, jetzt fehlen selbstlaufende Einnahmen durch beispielsweise Lootboxen, Mikrotransaktionen oder einem monatlichen Abo. Klar gab es Reaper of Souls sowie den Totenbeschwörer-DLC. Aber das waren einmalige Anschaffungen und keine Inhalte, die immer und immer wieder Geld abwerfen.
Starcraft Remastered war eine 'okaye' Neuauflage des RTS-Klassikers. Es wäre jedoch deutlich mehr möglich gewesen ...&nbsp; Quelle: Blizzard Starcraft Remastered war eine "okaye" Neuauflage des RTS-Klassikers. Es wäre jedoch deutlich mehr möglich gewesen ...  Dazu passt es auch, dass Blizzard zwar dem Community-Wunsch nach Neuauflagen der ikonischen Klassiker nachkommt, die Umsetzung bisher jedoch lieblos ausfällt. Das gilt sowohl für das peinliche Diablo-1-Retro-Event, das im Zuge von Patch 2.4.3 kurzzeitig auf den Servern von Diablo 3 gelandet ist, als auch für die Remastered-Version von Starcraft. Nein, ich verlange im zweiten Fall kein aufwendiges Remake. Doch in Sachen Optik, Story-Inszenierung und KI wäre deutlich mehr drin gewesen, ohne dabei die immer noch aktive PvP-Gemeinschaft vor den Kopf zu stoßen. Mir kam es bei beiden "Neuauflagen" so vor, als wollte Blizzard den Wunsch der Spieler mit dem kleinstmöglichen Aufwand in die Realität umsetzen.

Keine Besserung in Sicht

Ich befürchte leider, dass Blizzard diesem Weg weiter folgen wird. Warum? Weil sie es sich leisten können. Ich habe es oben geschrieben: Die CE-Sammler in meinem Umfeld haben sich trotz der Enttäuschung zu einem großen Teil eben doch die Collector's Edition von Battle for Azeroth vorbestellt. Und ich bin mir sicher: Auch die nächsten Spiele von Blizzard werden sich ähnlich nachhaltig finanzieren, wie ein Overwatch und Co.

Erwartet also bitte kein Warcraft 4 oder ein Diablo 4, das ihr einmalig kauft, nur um dann Zugriff auf sämtliche Inhalte zu erhalten (spätere DLCs oder Erweiterungen ausgenommen). Auch wenn sich das die meisten Fans - da bin ich mir sicher - wünschen würden. Klar wären diese Spiele erfolgreich. Wir reden hier schließlich von Blizzard. Das Maximum an Geld lässt sich so heutzutage aber nicht mehr verdienen, und darauf kommt es den Verantwortlichen in Kalifornien (sowie den Verantwortlichen in den meisten anderen Unternehmen) offenbar an. Welches Bezahlmodell sich die Entwickler wohl für den Classic-WoW-Server einfallen lassen? Was glaubt ihr?

Mehr Infos, Specials und Videos zu Blizzard findet ihr auf unserer Themenseite.

03:11
Call of Duty: Black Ops 4 - Video zum PC-Release via Blizzard Battle.net
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      Xianiar
      22.05.2018 15:51
      Bisher nicht gebufft
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      Ja ich bin auch fleißiger CE Käufer (habe bisher alle CE's) und habe ja auch hier schon mein Unmut über die Inhalte geäußert. Aber ich bin dennoch mal gespannt, wie wertig diese Inhalte sind und dann werde ich mir ein endgültiges Urteil bilden.

      Die Servicedienstleistungen in WoW finde ich auch zu teuer für meinen Geschmack. Gerade das Aufwerten von Chars ist einfach überteuert. Quasi den Preis für ein AAA-Spiel zu verlangen ist schon übertrieben. Nicht ganz mitgehen kann ich mit den Mounts, hier ist es eben so entweder man kauft sie oder eben nicht. Der Preis dann dazu ist eben wie er ist. Zumal es immer auch genug freie Mounts zu erspielen gibt.

      Der Abobetrag ist meiner Meinung nach vollkommen in Ordnung. Je nach bezahlbar reduziert sich der Betrag ja auf knapp 11 EUR.
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